Am vergangenen Donnerstag hat Canon sein neues Flaggschiff im Bereich der spiegellosen Systemkameras vorgestellt: die Canon EOS R5. Auf den ersten Blick sind die technischen Daten nicht schlecht – zumindest liefert Canon mit der EOS R5 eine spiegellose Systemkamera ab, die mit den Mitbewerbern gleichzieht und technisch nun auf der Höhe der Zeit angekommen ist – im Gegensatz zur EOS R, die vor gut zwei Jahren vorgestellt wurde und mehr enttäuschte, als dass sie begeisterte.
Allerdings: Zu welchem Preis???
Und: Lohnt der Kauf der Canon EOS R5???
Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Canons digitalen Spiegelreflexkameras seit nunmehr fast 20 Jahren arbeite und sie als zuverlässige Arbeitspferde schätze. Ich habe als Hauptkamera eine EOS 5D MarkIV, daneben aber immer noch eine EOS 300D, eine EOS 7D sowie eine EOS 5D MarkII im Einsatz. Ich liebe die einheitliche Bedienung, finde mich auf allen Kameras schnell zurecht und vor allem schätze ich die Hauttöne, die die Canon-Sensoren produzieren. Selbstverständlich hat sich bei mir auch im Laufe der Jahre eine ansehnliche Liste hochwertiger EF-Objektive aus der professionellen L‑Serie angesammelt, die ich möglicherweise mit einem Adapter auch an der EOS R5 weiter benutzen könnte.
Vorausgeschickt sei: Ich habe bisher weder mit einer Canon EOS R5, einer Nikon Z7 oder einer Sony α7 RIII gearbeitet und kenne die Daten der jeweiligen Kameras auch nur aus den entsprechenden Veröffentlichungen der Hersteller. Was ich als Fotograf davon für meine Arbeit brauche oder nutzen kann, muss jeder für sich entscheiden. Bei der Auswahl der Kameras habe ich darauf geachtet, dass sie hinsichtlich der Auflösung vergleichbar sind, also alle Sensoren mit um die 45 Megapixel haben. Hier fällt lediglich die Sony α7R III ein wenig ab, deren Sensor 42,4 Megapixel hat, die aber auch schon fast drei Jahre am Markt ist.
Trotzdem möchte ich einmal die Vergleichsrechnung aufmachen:
Canon EOS R5 | Nikon Z7 | Sony α7R III | |
Erscheinungsjahr: | 2020 | 2018 | 2017 |
Sensorauflösung | 45,0 Megapixel | 45,7 Megapixel | 42,4 Megapixel |
Body | 3.780,67 EUR | 2.431,78 EUR | 2.412,93 EUR |
Weitwinkel-Zoom | 2.100,00 EUR | 1.045,23 EUR | 2.326,73 EUR |
Standard-Zoom | 2.100,00 EUR | 1.927,57 EUR | 2.154,31 EUR |
50 mm | 2.100,00 EUR | 484,38 EUR | 516,38 EUR |
Tele-Zoom | 2.394,12 EUR | 2.352,10 EUR | 2.585,35 EUR |
Summe | 12.474,79 EUR | 6.711,45 EUR | 9.995,70 EUR |
Bei der Zusammenstellung der Kitbags habe ich überlegt, welche Objektive ein Fotograf benötigt, um seine Kamera sinnvoll und universell nutzen zu können. Dabei bin ich von meinen Erfahrungen als Fotograf ausgegangen: In der Regel kann ich alle Aufträge mit einem Objektiv-Bestand aus einem Weitwinkel-Zoom‑, einem Standard-Zoom‑, einem Tele-Zoom‑, sowie einem 50mm-Objektiv erledigen. Darum habe ich folgende Zusammenstellungen für den Vergleich genutzt:
- Canon EOS R5: RF 15–35mm F2.8L IS USM, RF 24–70mm F2.8L IS USM, RF 50mm F1.2L USM, Canon RF 70–200mm F2.8L IS USM
- Nikon Z7: NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S, NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S, NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S, NIKKOR Z 70–200 mm 1:2,8 VR S
- Sony α7R III: Sony FE 16–35mm F2,8 GM, Sony FE 24–70 mm F2.8 GM, Sony FE 50 mm F2,8 Makro, Sony FE 70–200 mm F2,8 GM OSS
Mein Fazit aus diesem Vergleich:
Mit Sicherheit ist die Canon EOS R5 keine schlechte Kamera. Ebensowenig die Nikon Z7 oder die Sony α7R III. Preislich gesehen stellt die Canon EOS R5 das obere Ende der Preisskala dar, die Sony α7R III bewegt sich im oberen Mittelfeld, die Nikon Z7 im unteren Mittelfeld. Alle drei Kamerasysteme sind von renomierten Herstellern, die es sich nicht leisten können, eine schlechte Kamera auf den Markt zu bringen. Von daher dürften alle drei Systeme vergleichbar in Bezug auf die Qualität und Robustheit sein.
Die Entscheidung für oder gegen eines der Systeme dürfte vor allem vor dem Hintergrund fallen, was ich von meinem aktuellen Objektivbestand weiter nutzen kann. Solange ich mit einem Adapter meine Objektive weiter nutzen kann, werde ich mir den Kamerabody zulegen, der meiner Objektivsammlung am ehesten entspricht.
Im Fall einer kompletten Neuanschaffung werde ich natürlich nach dem Preis-/Leistungsverhältnis gehen. Hier fällt auf, dass ich bei Nikon mit der Z7 aktuell den günstigsten Einstiegspreis in die Welt der spiegellosen Systemkameras habe, Canon mit der EOS R5 dagegen kräftig in meine Börse greift.
Wie sich die Straßenpreise für die Kameras und Objektive entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Ich für mich werde genau das tun. Für den aktuellen Preis halte ich die EOS R5 bei der gebotenen Leistung für zu teuer – hier sind die Systeme der Mitbewerber deutlich preiswerter.
Aber das mag jeder für sich entscheiden…
Anmerkung zum Abschluss:
Auf dem Markt sind neben Canon, Nikon und Sony noch zahlreiche andere Hersteller mit spiegellosen Systemkameras vertreten. Um eine Einordnung der Canon EOS R5 geben zu können, habe ich mich bewusst auf die drei genannten Marken beschränkt. Dies ist aber nicht als Abwertung von spiegellosen Systemkameras anderer Hersteller zu verstehen.
Wie seht Ihr den Umstieg auf spiegellose Systemkameras? Ich freue mich auf Eure Kommentare…
P.S. Wie ich mich schließlich entschieden habe, lest Ihr in meinem Blogbeitrag vom 16. Februar 2021…