Um Missverständnissen vorzubeugen: Nein, ich bin kein Ambassador, der von einem Hersteller Kameras und Equipment zu Promotionzwecken zur Verfügung gestellt bekommt, um dafür Werbung zu machen.
Wie jeder andere Anwender auch habe ich die Kamera und das Zubehör, worüber ich hier schreibe, im Fotofachhandel gekauft. Die „Vergünstigungen”, die ich erhalten habe, kann jeder Anwender mit ein wenig Verhandlungsgeschick auch erzielen. In diesem Blogbeitrag berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen, die ich im Einsatz und Umgang mit der Kamera gemacht habe.
Sicherlich erinnern sich einige noch an meinen Blog-Beitrag „Gamechanger… ???” vom Juli 2020, den ich nach der Vorstellung der neuen Canon EOS R5 schrieb. Damals hatte ich die Frage gestellt, ob diese Kamera wirklich der „Gamechanger” ist, den Canon seiner Kundschaft verspricht. Wesentlicher Kritikpunkt meines damaligen Blogs war vor allem der im Vergleich zu den Mitbewerbern hohe Preis, den Canon für sein Flagschiff aufruft, bewegt sich doch Canon mit seiner EOS R5 preislich im oberen Bereich des Vergleichs.
Um es vorweg zu nehmen: Sicherlich ist der Preis von rund 5.700,00 EUR für ein Kameragehäuse, mit Batteriegriff und neuen Speicherkarten (ja, auch die sollten erneuert werden, da die bisherigen Speicherkarten nicht mehr mit den Datenmengen der Kamera mithalten können) nicht gerade preiswert, nach meinen ersten Erfahrungen mit der EOS R5 im Praxiseinsatz ist er aber in jeder Hinsicht gerechtfertigt. Und ja: Diese Kamera ist wirklich ein Gamechanger!!!

Seit Mitte Oktober 2020 gehöre ich nun selbst zu den Besitzern einer EOS R5 und konnte mich mittlerweile von ihren Fähigkeiten überzeugen. Begonnen hatte alles mit der Einladung zu einem individuellen Test bei einem der großen Fotohändler Deutschlands. In seinen Geschäftsräumen konnte ich Ende September 2020 eine EOS R5 mit EF-EOS R‑Adapter und meinen Objektiven ausprobieren. Schon bei diesem Test hinterließ die Kamera einen mehr als nur guten Eindruck, einzig die Verfügbarkeit störte. Auf meine Frage, wann ich denn eine solche Kamera mit nach Hause nehmen könne, zuckte der Verkäufer nur mit den Achseln und meinte, es könne schon Februar oder März 2021 werden, schließlich hätte man so viele Vorbestellungen und Canon könne nur in kleinen Stückzahlen liefern. Mein kleiner Händler vor Ort machte mir ebenfalls keine großen Hoffnungen auf eine schnelle Lieferung, machte mir aber trotzdem das bessere Angebot. Keine zehn Tage nach der Bestellung bekam ich dann von ihm einen Anruf, dass meine Kamera mit dem bestellten zweiten Akku bereits bei ihm eingetroffen sei. Allerdings: EF-EOS R‑Adapter und Batteriegrifff würden noch fehlen, er hätte aber die Zusage, dass zumindest der EF-EOS R‑Adapter bis Ende des Monats geliefert werden solle.
Da stand ich also nun mit einer neuen Kamera und konnte sie noch nicht einmal nutzen. So etwas war mir noch nie passiert. Doch unverhofft kommt oft: Ein Fotografenkollege meldete sich bei mir und fragte, ob ich Zeit und Lust hätte, mit ihm gemeinsam eine kleine Fototour zu unternehmen. Als ich ihm von meiner neuen Kamera erzählte, aber dass ich damit noch nicht fotografieren könne, da mir der Adapter für meine Objektive noch nicht geliefert sei, bot er mir an, bei seinem Fotohändler nachzufragen, ob dieser einen solchen Adapter vorrätig hätte und eventuell ausleihen würde. Kurze Zeit später meldete er sich erneut und erklärte, unserer Fototour stünde nichts im mehr Wege, er hätte einen Adapter zur Ausleihe reserviert. Und so stand unserer gemeinsamen Fototour nicht mehr im Wege.
Am Morgen unserer Fototour begannen wir mit einem gemeinsamen Frühstück. Doch schon beim Frühstück juckte es uns in den Fingern – wir konnten es einfach nicht erwarten, das gute Stück zu testen. Gesagt, getan: EF-EOS R‑Adapter auf das Kamera-Bajonett montiert, darauf das EF 85mm f/1.2 L II USM und die ersten Fotos geschossen. Bereits die ersten Portrait-Versuche mit Belichtungszeiten zwischen 1.0 sek und 1.3 sek bei ISO 100 im Raum überzeugten – knackscharf bis ins Detail.
Danach ging es fünf Stunden kreuz und quer durch die Botanik. Für den Spaziergang hatte ich das EF24-105mm f/4 L IS USM ausgewählt. Dieses Objektiv wurde von Canon früher gern als Kit-Objektiv mit den Vollformat-DSLRs verkauft, weil es einen vielfältigen Einsatzbereich abdeckt. Zur Sicherheit hatte ich mir noch das EF70-200mm f/2.8L IS II USM in die Kameratasche gepackt, um etwas flexibler zu sein, aber bis auf drei oder vier Aufnahmen blieb dieses Objektiv auch in der Tasche.
Viel zu schnell verflog und die Zeit, und ruckzuck waren einige Dutzend Bilder im Kasten. Eine kleine Auswahl zeige ich hier:
Bereits bei diesen Bildern zeigte die EOS R5 Eigenschaften, mit der sie sich von allen meinen bisherigen Kamera deutlich abhob. Vor allem im HighISO-Bereich beindruckte sie mit einem geringen Rauschen und einer hervorragenden Bildstabilisierung – auch bei Objektiven ohne Bildstabilisator!
Den Vogel vollends abschießen sollte die Kamera aber beim Einsatz in einer Kirche: Zum Ende unserer Fototour, es war bereits nach 17.00 Uhr und es begann so langsam setzte die Dämmerung ein, führte mich mein Kollege schließlich in die wunderschöne Kirche der ehemaligen Benediktiner-Abtei Garsten. Früher wäre ich bei diesen Lichtverhältnissen verzweifelt, hätte mein Stativ aufgebaut, die Kamera eingerichtet und gehofft, dass niemand mich beim Fotografieren stört oder gar durchs Bild läuft. Diesmal habe ich die Kamera genommen, das Motiv gewählt und einfach abgedrückt…
Die Ergebnisse rissen sowohl meinen Kollegen als auch mich vom Hocker. Noch am Tag später, als ich ihm die RAW-Dateien der Fotos zur Analyse zur Verfügung stellte, war er ganz fasziniert: „Wir haben das Licht gesehen, quasi null. Das Rauschen für ISO 12.800 akzeptabel, die Dynamik für mich herausragend, denn an der Decke waren nur leichte Lichtreflexe und das Ganze mit einer Belichtungszeit von 1⁄15 sec beim Deckenbild. Chapeau an Canon!”
Leider musste ich an diesem Abend meinem Kollegen den ausgeliehenen EF-EOS R‑Adapter wieder zurückgeben. Ich hätte ihn nur zu gern behalten, aber weder Geld noch gute Worte konnten seinen Händler überzeugen, mir diesen Adapter ohne eine EOS R5 oder EOS R6 zu verkaufen – schließlich waren überall Wartezeiten von bis zu vier Monaten für einen Adapter angeschlagen. Anfang November 2020 wurde dann der Batteriegrif geliefert und mit ein wenig Glück konnte ich bereits vierzehn Tage nach unserer Fototour einen EF-EOS R‑Adapter mit integriertem Polfilter erstehen und so stand einer guten Zusammenarbeit mit meiner EOS R5 nichts mehr im Wege. Anfang Januar 2021 bekam ich dann den von mir bestellten EF-EOS R‑Adapter mit Steuerungsring und Mitte Januar 2021 konnte auch Canon endlich die im Rahmen einer Aktion ausgelobten EF-EOR R‑Adapter ohne weitere Funktionalität liefern.
Mittlerweile habe ich die EOS R5 auf Herz und Nieren und in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten testen können. Mein Fazit nach mehr als 5.000 Fotos in rund drei Monaten: sie ist der angekündigte Gamechanger!!!
Und jeden Euro wert …
Natürlich dürft Ihr mir Eure Meinung dazu sagen. Ich freue mich auf Eure Kommentare und Anregungen…