Als Fotograf gibt es viele Begebenheiten, bei denen man Menschen trifft, die einem nachhaltig in Erinnerung bleiben. Dies gilt um so mehr, wenn es sich dabei um Menschen handelt, mit denen man als „Normalsterblicher” eigentlich nicht in Kontakt, geschweige denn ins Gespräch kommen würde.
Wolfgang Schäuble Rainer Haseloff Klaus Töpfer Wolfgang Schüssel
Als politisch interessierten Menschen hat mich schon immer der Blick hinter die Kulissen der Macht interessiert. Ich wollte wissen, wie diese Republik funktioniert, nach welchen Spielregeln dort gespielt wird. Erste Einblicke bekam ich – auf Einladung eines Hildesheimer Bundestagsabgeordneten – bei einem Besuch des Bundestages noch zu Zeiten der Bonner Republik Ende der 70er Jahre. Als Erinnerung von damals ist mir „Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag” für die achte Wahlperiode (1976 – 1980) mit den Unterschriften einiger der damaligen Abgeordneten geblieben.
Wie wichtig politisches Engagement ist, wurde mir während meines Studiums in der Zeit von 1985 bis 1990, aber auch später im Berufsleben bewusst. Ich kandidierte für studentische Gremien, später für Personalrats- und Betriebsratsgremien und wurde tatsächlich auch gewählt. Die Erfahrungen aus dieser Zeit wirken bis heute nach: Obwohl mir nachgesagt wird, dass ich eine erfolgreiche Arbeit geleistet hätte, habe ich für mich nach einiger Zeit beschlossen, eher im Hintergrund und unterstützend zu agieren. Dabei ist es bis heute geblieben – ohne dass sich mein politisches Engagement dadurch vermindert hat.
Einen verstärkten Zugang zu führenden Köpfen des gesellschaftlichen Lebens in Europa habe ich durch meine Mitgliedschaft zum „Politischen Club” der Evangelischen Akademie Tutzing erhalten. Durch die am 15. Juli 1963 von Egon Bahr zum zehnjährigen Bestehen des Politischen Clubs gehaltene Tutzinger Rede und die damit verbundene öffentlichen Ankündigungen für einen Strategiewechsel in der westdeutschen Politik im Kalten Krieg, in der Egon Bahr auf eine aktive Verständigung mit der DDR setzt, war der „Politische Club” für mich seit je her ein Forum für Vordenker, in dem Politiker der ersten Reihe, aber auch viele junge politische Talente die Stunden eines Tagungswochenendes miteinander verbringen, sich vor einem kritischen Publikum bewähren müssen, aber auch im entspannten Ambiente der Evangelischen Akademie am Starnberger See bei Spaziergängen, Bootsfahrten und Kamin-Gesprächen Gelegenheit haben, miteinander ins Unreine zu reden. Vor allem viele der Kamin-Gespräche haben bleibende, nachhaltige Erinnerungen hinterlassen. Um so mehr freut es mich, dass ich einen Zugang zu diesem Kreis gefunden habe.
Und so ganz nebenbei entstanden unzählige Portraits von Politikern und anderen Persönlichkeiten in den unterschiedlichsten Situationen bei diesen Tagungen: im Vortrag, in der Diskussion, im Interview mit der Presse. Bedingt durch die Tatsache, dass aktuell auf Grund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 alle drei Tagungen des „Politischen Clubs” entweder abgesagt oder virtuell durchgeführt werden mussten, habe ich mich entschlossen, eine Auswahl aus diesen Portraits auf meinem Instagram-Account zu zeigen.
Was mir aus diesen Begegnungen in Erinnerung geblieben ist? Es waren stets intensive Begegnungen, die oft in sehr offenen und persönlichen Gesprächen in den Salons der Evangelischen Akademie am Kamin fortgesetzt werden konnten. Getragen von Hochachtung und gegenseitigem Respekt, waren es immer Gespräche auf Augenhöhe, bei denen sich die Gesprächspartner redlich bemühten, ihr Handeln und ihre Entscheidungsgründe dafür nachvollziehbar darzulegen. Und manch ein Kontakt setzte sich auch über die jeweilige Tagung hinaus fort.
Vielleicht habt Ihr ja Lust, mir von Euren Begegnungen mit interessanten Menschen zu berichten? Ich freue mich auf Eure Beiträge in den Kommentaren …