Nur wenige wissen, dass ich bereits seit mehr als dreißig Jahren in unterschiedlichen Geschäftsbereichen als Unternehmer tätig bin. Mein ältestes, noch bestehendes Unternehmen – ein Unternehmen, das im Bereich der Computer-Forensik ein renommierter Dienstleister ist – feierte vor zwei Jahren sein 25jähriges Bestehen. Im Medienbereich kann ich sogar – mit Unterbrechungen – auf eine mehr als vierzigjährige Tätigkeit zurückblicken.
Beim Sichten von Unterlagen aus meinen früheren Unternehmen bin ich auf ein Memo gestoßen, das ich vor etwas mehr als dreißig Jahren geschrieben habe. Wir waren damals ein Team von vier Gesellschaftern, alle in unseren Zwanzigern – und wir waren hungrig! Wir wollten nichts so sehr, als dass unser Unternehmen erfolgreich wird. Als geschäftsführender Gesellschafter trug ich damals die Verantwortung für unser Team und für unseren Erfolg.
In diesem Memo hatte ich unsere Prinzipien zusammengefasst, die Grundregeln unseres Unternehmens. Auf hochwertigem Papier gedruckt, hing es in unseren Geschäftsräumen:
Wenn ich heute auf dieses erste meiner Unternehmen zurückblicke, so kann ich sagen, dass wir so lange erfolgreich waren, wie wir uns an diese Prinzipien gehalten haben. Wir begannen unser Unternehmens in dem Moment zu zerstören, …
… als wir diesen Prinzipien nicht mehr die nötige Beachtung schenkten.
… als wir nicht mehr darauf achteten, dass Zusagen auch wirklich eingehalten wurden.
… als wir persönliche Befindlichkeiten und Egoismus über perfekte Ergebnisse stellten.
… als wir den Überblick verloren und zu viele Dinge gleichzeitig erledigen wollten.
Die Covid19-Pandemie, in deren Folge seit gut einem Jahr so viele Bereiche still stehen, hat auch meinen Fokus wie ein Brennglas auf die Dinge gelenkt, die ich in den letzten Jahren immer mehr an den Rand meiner Aufmerksamkeit geschoben und aus den Augen verloren habe. Zuletzt wollte ich mit meiner Arbeit mehr (Geschäfts-) Partnern gefallen, als dass sie mich zufrieden gestellt hätte. An statt mich auf mich und meine eigenen Projekte zu konzentrieren, habe ich versucht, für andere eine Geschäftsgrundlage aufzubauen, für Partner, die ihre Einstellungen häufiger wechselten als andere ihre Unterwäsche, denen die eigene Selbstdarstellung wichtiger war und ist als überzeugende Ergebnisse. Nicht eingehaltene Vereinbarungen und Zusagen habe ich entschuldigt, weil ich nicht wahr haben wollte, dass ich eigentlich wie ein Tanzbär an der Nase herumgeführt wurde.
Die Erkenntnis, benutzt und ausgenutzt worden zu sein, ist bitter, habe ich doch in jedes der Projekte, an denen ich mitgearbeitet habe, nicht nur jede Menge Herzblut investiert. Und es ist immer ein schmerzlicher Schritt, Projekte, die einem eigentlich am Herzen liegen, zu beenden. Letzten Endes bringt es aber nichts, sich in zu vielen Projekten zu verzetteln und dabei auch die Projekte zu gefährden, die einem selbst wirklich wichtig sind.
Um Korrekturen vorzunehmen, ist es nie zu spät: aktuell liegt auf meinem Schreibtisch eine Mappe mit allen derzeit laufenden Projekten, in die ich in irgendeiner Weise eingebunden bin. Ein erster Schritt wird eine Priorisierung dieser Projekte sein. In einem weiteren Schritt werde ich dann mit allen Personen, die in die jeweiligen Projekte involviert sind, Gespräche führen, um abzuklären, wie eine weitere Zusammenarbeit in den jeweiligen Projekten aussehen soll. Auf dieser Grundlage werde ich dann für mich entscheiden müssen, ob diese Zusammenarbeit noch sinnvoll ist. Ausschlaggebendes Kriterium wird dabei sein, ob mit dem jeweiligen Projekt noch Ziele verfolgt werden, mit denen ich mich ebenfalls identifiziere.
Welche Projekte am Ende bestehen bleiben, werden die Gespräche zeigen. Auch, wo und in welcher Form ich mich noch weiterhin engagieren werde.
Eines ist mir in den letzten Tagen mehr als bewusst geworden: Ein Projekt ist nur dann wirklich erfolgreich, wenn letzten Endes auch ich damit zufrieden bin…
Ziemlich zeitlos ☺👍
Danke, Michael Kohlhaas!
Es sind eben diese „alten” Werte, die heute auch noch ihre Gültigkeit und Berechtigung haben. Leider glauben viele heutzutage, dass man sie nicht mehr braucht…
Ich schätze nach wie vor im Geschäfts- wie auch im privaten Bereich Menschen mit Handschlagsqualitäten, für die ein Handschlag und ein gegebenes Wort den gleichen Stellenwert haben wie ein unterschriebener Vertrag.
Matthias Sandau, teile ich ebenfalls zu 100%. Wobei zeitlose Werte trifft die Sache m.E. eher als „alte” Werte 😉 Wie dem aus sei: Handschlagqualitäten sparen Transaktionskosten ohne Ende.
Weiterhin viel Erfolg mit dieser Strategie und wenig Enttäuschungen.