Ein Wink aus der Vergangenheit…

Nur weni­ge wis­sen, dass ich bereits seit mehr als drei­ßig Jah­ren in unter­schied­li­chen Geschäfts­be­rei­chen als Unter­neh­mer tätig bin. Mein ältes­tes, noch bestehen­des Unter­neh­men – ein Unter­neh­men, das im Bereich der Com­pu­ter-Foren­sik ein renom­mier­ter Dienst­leis­ter ist – fei­er­te vor zwei Jah­ren sein 25jähriges Bestehen. Im Medi­en­be­reich kann ich sogar – mit Unter­bre­chun­gen – auf eine mehr als vier­zig­jäh­ri­ge Tätig­keit zurückblicken.

Beim Sich­ten von Unter­la­gen aus mei­nen frü­he­ren Unter­neh­men bin ich auf ein Memo gesto­ßen, das ich vor etwas mehr als drei­ßig Jah­ren geschrie­ben habe. Wir waren damals ein Team von vier Gesell­schaf­tern, alle in unse­ren Zwan­zi­gern – und wir waren hung­rig! Wir woll­ten nichts so sehr, als dass unser Unter­neh­men erfolg­reich wird. Als geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter trug ich damals die Ver­ant­wor­tung für unser Team und für unse­ren Erfolg. 

In die­sem Memo hat­te ich unse­re Prin­zi­pi­en zusam­men­ge­fasst, die Grund­re­geln unse­res Unter­neh­mens. Auf hoch­wer­ti­gem Papier gedruckt, hing es in unse­ren Geschäftsräumen:

Memo aus dem Jahr 1989

Wenn ich heu­te auf die­ses ers­te mei­ner Unter­neh­men zurück­bli­cke, so kann ich sagen, dass wir so lan­ge erfolg­reich waren, wie wir uns an die­se Prin­zi­pi­en gehal­ten haben. Wir began­nen unser Unter­neh­mens in dem Moment zu zer­stö­ren, …
… als wir die­sen Prin­zi­pi­en nicht mehr die nöti­ge Beach­tung schenk­ten.
… als wir nicht mehr dar­auf ach­te­ten, dass Zusa­gen auch wirk­lich ein­ge­hal­ten wur­den.
… als wir per­sön­li­che Befind­lich­kei­ten und Ego­is­mus über per­fek­te Ergeb­nis­se stell­ten.
… als wir den Über­blick ver­lo­ren und zu vie­le Din­ge gleich­zei­tig erle­di­gen wollten.

Die Covi­d19-Pan­de­mie, in deren Fol­ge seit gut einem Jahr so vie­le Berei­che still ste­hen, hat auch mei­nen Fokus wie ein Brenn­glas auf die Din­ge gelenkt, die ich in den letz­ten Jah­ren immer mehr an den Rand mei­ner Auf­merk­sam­keit gescho­ben und aus den Augen ver­lo­ren habe. Zuletzt woll­te ich mit mei­ner Arbeit mehr (Geschäfts-) Part­nern gefal­len, als dass sie mich zufrie­den gestellt hät­te. An statt mich auf mich und mei­ne eige­nen Pro­jek­te zu kon­zen­trie­ren, habe ich ver­sucht, für ande­re eine Geschäfts­grund­la­ge auf­zu­bau­en, für Part­ner, die ihre Ein­stel­lun­gen häu­fi­ger wech­sel­ten als ande­re ihre Unter­wä­sche, denen die eige­ne Selbst­dar­stel­lung wich­ti­ger war und ist als über­zeu­gen­de Ergeb­nis­se. Nicht ein­ge­hal­te­ne Ver­ein­ba­run­gen und Zusa­gen habe ich ent­schul­digt, weil ich nicht wahr haben woll­te, dass ich eigent­lich wie ein Tanz­bär an der Nase her­um­ge­führt wurde. 

Die Erkennt­nis, benutzt und aus­ge­nutzt wor­den zu sein, ist bit­ter, habe ich doch in jedes der Pro­jek­te, an denen ich mit­ge­ar­bei­tet habe, nicht nur jede Men­ge Herz­blut inves­tiert. Und es ist immer ein schmerz­li­cher Schritt, Pro­jek­te, die einem eigent­lich am Her­zen lie­gen, zu been­den. Letz­ten Endes bringt es aber nichts, sich in zu vie­len Pro­jek­ten zu ver­zet­teln und dabei auch die Pro­jek­te zu gefähr­den, die einem selbst wirk­lich wich­tig sind. 

Um Kor­rek­tu­ren vor­zu­neh­men, ist es nie zu spät: aktu­ell liegt auf mei­nem Schreib­tisch eine Map­pe mit allen der­zeit lau­fen­den Pro­jek­ten, in die ich in irgend­ei­ner Wei­se ein­ge­bun­den bin. Ein ers­ter Schritt wird eine Prio­ri­sie­rung die­ser Pro­jek­te sein. In einem wei­te­ren Schritt wer­de ich dann mit allen Per­so­nen, die in die jewei­li­gen Pro­jek­te invol­viert sind, Gesprä­che füh­ren, um abzu­klä­ren, wie eine wei­te­re Zusam­men­ar­beit in den jewei­li­gen Pro­jek­ten aus­se­hen soll. Auf die­ser Grund­la­ge wer­de ich dann für mich ent­schei­den müs­sen, ob die­se Zusam­men­ar­beit noch sinn­voll ist. Aus­schlag­ge­ben­des Kri­te­ri­um wird dabei sein, ob mit dem jewei­li­gen Pro­jekt noch Zie­le ver­folgt wer­den, mit denen ich mich eben­falls identifiziere.

Wel­che Pro­jek­te am Ende bestehen blei­ben, wer­den die Gesprä­che zei­gen. Auch, wo und in wel­cher Form ich mich noch wei­ter­hin enga­gie­ren werde. 

Eines ist mir in den letz­ten Tagen mehr als bewusst gewor­den: Ein Pro­jekt ist nur dann wirk­lich erfolg­reich, wenn letz­ten Endes auch ich damit zufrie­den bin…

3 Antworten auf „Ein Wink aus der Vergangenheit…“

    1. Dan­ke, Micha­el Kohlhaas! 

      Es sind eben die­se „alten” Wer­te, die heu­te auch noch ihre Gül­tig­keit und Berech­ti­gung haben. Lei­der glau­ben vie­le heut­zu­ta­ge, dass man sie nicht mehr braucht… 

      Ich schät­ze nach wie vor im Geschäfts- wie auch im pri­va­ten Bereich Men­schen mit Hand­schlags­qua­li­tä­ten, für die ein Hand­schlag und ein gege­be­nes Wort den glei­chen Stel­len­wert haben wie ein unter­schrie­be­ner Vertrag.

      1. Mat­thi­as San­dau, tei­le ich eben­falls zu 100%. Wobei zeit­lo­se Wer­te trifft die Sache m.E. eher als „alte” Wer­te 😉 Wie dem aus sei: Hand­schlag­qua­li­tä­ten spa­ren Trans­ak­ti­ons­kos­ten ohne Ende.

        Wei­ter­hin viel Erfolg mit die­ser Stra­te­gie und wenig Enttäuschungen.

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