In Gesprächen mit Kollegen stelle ich immer wieder fest, dass wir ähnliche Situation erleben: Da kommen Kunden mit einem Auftrag, bitten um ein Angebot – und wenn man dann ihnen das Angebot unterbreitet und es mit ihnen durchspricht, merkt man, dass sie um Luft ringen und sieht in entsetzt aufgerissene Augen…
Für viele meiner Auftraggeber heißt „einen Fotografen buchen” jemanden zu finden, der einfach gute Bilder macht. Wenn man sich etwas Besonderes leisten will, beauftragt man einen „professionellen” Fotografen, zur Not geht aber auch Onkel Fritz, der auch einen digitale Spiegelreflexkamera hat. Dass auf die Qualität bezogen zwischen Onkel Fritz und einem Fotografen, der mit seiner Fotografie seinen Lebensunterhalt verdient, Welten liegen, wollen viele Menschen nicht sehen, machen doch beide „nur” Fotos …
Das beginnt bereits bei der Kamera. Auch wenn Onkel Fritz digitale Kamera auf den ersten Blick gute Fotos macht, so ist doch der Feind des Guten das Bessere. Onkel Fritz Kamera wird bei guten Lichtverhältnissen sicherlich keine Probleme haben, gute Fotos zu machen. Und der Automatikmodus wird beim Drücken des Auslösers dafür sorgen, dass die Kamera schon die richtigen Einstellungen hat. Sowie es aber etwas diffizilere Umgebungsverhältnisse sind, wird seine Kamera ohne zusätzliches Licht wie einen Blitz nicht auskommen.
Die Kamera eines professionellen Fotografen wird auch in Situationen noch gute Bilder machen können, wo Onkel Fritz mit seiner Ausrüstung schon längst die Segel streicht. Zudem ist ein guter Fotograf in der Lage, seinen Auftrag so auszuführen, dass man von seiner Anwesenheit fast gar nichts merkt – oder sie erst merkt, wenn man die fertigen Bilder sieht. Das liegt auch daran, dass so manch ein Objektiv, mit dem ich fotografiere, mehr kostet, als Onkel Fritz gesamte Ausrüstung. Und wöhrend es bei Onkel Fritz ausreichend ist, dass er mit einer Kamera unterwegs ist, wird von mir erwartet, dass ich auch dann noch meine Fotos schieße, wenn meine Kamera ausfällt – also bin ich schon von Haus aus mit zwei Kameras im Einsatz …
Dass ich mir vor der Durchführung eines Auftrags auf die Ausführung vorbereite, vorab die Location anschaue und überlege, welche Fotos man wo und mit welcher Ausrüstung fotografieren kann, wird von mir einfach erwartet. Der Zeitaufwand dafür wird aber von einem Auftraggeber oft unterschätzt – ebenso wie der Aufwand für die Nachbearbeitung der Bilder am Computer, bei der aus schönen Bildern unvergessliche Momente werden.
Während bei Onkel Fritz seine Kenntnisse über Fotografie in jedem Fall ausreichend sind und man bei ihm durchaus Zähne knirschend akzeptiert, wenn von 200 Bildern gerade einmal zehn Bilder so sind, dass man sie als Papierabzüge herzeigen kann, wird von mir als Fotografen erwartet, dass meine „Ausbeute” deutlich höher ist. Damit ich diesen Anspruch erfülle, gehört für mich regelmäßige Fortbildung dazu. Fortbildung ist nicht nur teuer, es ist darüber hinaus auch Zeit, die ich investiere und in der ich keine Aufträge ausführen kann.
Meine Kosten für Anfahrt und Transport meines Equipments wird jeder nachvollziehen können, aber schon bei den notwendigen Versicherungen, bei Marketing und Promotion gehen die Ansichten oft weit auseinander. Brauche ich das wirklich? Muss das wirklich sein? Fragt man zu diesem Bereich zehn Fotografen, wird man wahrscheinlich fünfzehn Ansichten zu hören bekommen. Letzten Endes muss jeder für sich entscheiden, was er braucht, aber unabhängig davon sind es Kosten, die in meiner Kalkulation berücksichtigt werden müssen.
Und zu guter Letzt brauche auch ich ein wenig Geld, um meine täglichen Ausgaben bestreiten zu können…
Also:
